Newsletter Nr. 14





„Im nächsten Jahr wird alles besser.“

Ich habe diesen Satz schon oft lapidar gesagt; meist mit einem Augenzwinkern, wenn es um die guten Vorsätze fürs nächste Jahr ging. In diesem Jahr höre ich diesen Satz gehäuft von meinen sierra leonischen Freunden und Bekannten. „Wir sind voller Hoffnung, dass im Januar der Ebolaausbruch endlich vorbei sein wird und du bei deiner Ankunft keine Kranken mehr treffen wirst.“ Jeder meiner Freunde hat mir diesen Satz bei unseren letzten Telefonaten mehrmals gesagt, alle sehnen sich nach Normalität und Alltag.

Seit mehr als einem halben Jahr steht nun schon das gesamte öffentliche Leben in Sierra Leone und den anderen beiden betroffenen Ländern still. Die Menschen langweilen sich, weil sie nichts zu tun haben und nichts machen dürfen. „Es ist so, als ob jemand mit einer Fernbedienung dein Leben auf „Pause“ gestellt hat und es kein Entkommen für dich gibt, bis die Pause von einer äußeren Macht wieder aufgehoben wird“, erzählte mir jemand. Neben der Langeweile und dem Gefühl, Lebenszeit zu verschwenden, sind viele Bürger von starken Existenzsorgen geplagt.

So sehr ich auch versuche mich in die Situation der Sierra Leoner hineinzuversetzen – ich werde das Ausmaß nie so verstehen oder erleben wie sie. Selbst wenn ich bald vor Ort sein werde, gehe ich mit einem konkreten Plan und einer Aufgabe, die ich erfüllen will und genau das ist es, was den meisten Sierra Leonern fehlt und in ihnen diese Leere hinterlässt. Umso bewundernswerter ist ihre unerschöpfliche Hoffnung, dass die Situation sich bald bessern wird, ihre Geduld, die jetzige Situation so zu nehmen, wie sie ist und ihre stetige Dankbarkeit für jeden Lebenstag, den sie gesund sind.

Gerade weil wir in einem Land wie Deutschland leben dürfen, indem mit Sicherheit auch vieles nicht perfekt ist, im Vergleich zu vielen anderen Ländern jedoch nahezu, wünsche ich euch und mir einen Blick voller Hoffnung, Geduld und Dankbarkeit auf das neue Jahr und dass wir diese Perspektive auch in herausfordernden und schweren Situationen immer wieder einzunehmen lernen.

Im Namen vieler Sierra Leoner und unseres Teams möchte ich mich sehr herzlich bei euch für eure vielfältige Unterstützung in diesem Jahr bedanken. Sie hat vielen Menschen geholfen, Leben gerettet und Hoffnung gegeben.

Api Krismes en Api Niu Yaa!