Newsletter Nr. 20





Liebe Leser,

endlich gibt es gute Nachrichten aus Sierra Leone, drei sogar!

1) Sinkende Fallzahlen

Nach erneut höheren Infektionszahlen mit Ebola im Februar hat sich die Lage im März stabilisiert und seither sinken die täglichen Fallzahlen. In der letzten Woche gab es insgesamt zehn neue Fälle, im November des letzten Jahres waren es noch mehr als 500 Neuerkrankungen pro Woche. Im April gab es mehrere Nulltage: Tage, an denen keine neuen Fälle diagnostiziert wurden, und im Distrikt Bombali, in dem ich wohne, gab es seit nun mehr als drei Wochen keine neuen Fälle mehr. Als am letzten Freitag der 21. Tag ohne Neuerkrankung verstrichen war, breitete sich auf den Gesichtern vieler Helfer ein Lächeln aus: der erste freie Tag nach vielen Wochen. Die letzten Quarantänepatienten wurden entlassen, die Behandlungszentren sind mittlerweile leer. Dennoch ist das kein Grund zur Entwarnung, denn gerade in der Hauptstadtgegend gibt es immer noch zu viele Fälle und damit besteht potentiell weiterhin die Gefahr, dass neue Fälle in bisher Ebola-freie Distrikte eingetragen werden.


2) Eröffnung der Schulen und Bildungsinstitutionen

Für mich gehörten die vielen bunten Schuluniformen immer zum typischen Bild des Landes und es hat mir sehr gefehlt, sie in den letzten Wochen nicht zu sehen. Umso schöner, ihnen morgens und nachmittags nun wieder zu begegnen.

Von gefüllten Klassenräumen kann man zwar leider noch nicht sprechen, aber der Anfang ist getan. Viele Eltern sind – verständlicherweise – in großer Sorge, dass die Schulen und Lehrer nicht ausreichend vorbereitet sind und ziehen es vor, ihre Kinder noch ein paar Wochen zu Hause zu behalten, bis sich gezeigt hat, dass keine Ansteckungen in den Schulen stattfinden. Ich habe die chaotischen Bemühungen des Bildungsministeriums in den letzten Wochen beobachtet und kann die Bedenken der Eltern absolut nachvollziehen. Jede Schule sollte eine Isolationseinheit, Waschmöglichkeiten, Fieberthermometer und andere Materialien bekommen, die die weitere Ausbreitung der Krankheit verhindern sollten. Außerdem sollte mindestens ein Lehrer pro Schule geschult werden, die Bedürfnisse von Ebola-betroffenen Schülerinnen und Schülern, wie Ausgrenzung und posttraumatische Belastungsstörungen zu erkennen und dieser ansatzweise aufzufangen. Ich hatte die Gelegenheit, mehrere Schulen vor der Eröffnung zu besuchen, unter anderem auch unsere Schule in Yam's Farm. In Yam's Farm ist nie jemand von der Schulbehörde aufgetaucht, daher gab es weder Handwaschmöglichkeiten, noch Seife, noch Desinfektionsmittel. Einige der anderen Schulen waren versorgt worden - mit unsinnigen Materialien, wie Atemmasken (dabei wird Ebola nicht über Tröpfcheninfektionen oder Atem übertragen), dafür aber nur einem Paar Handschuhe. Ich habe für unsere Schule Wasserkontainer mit Hähnen, Seife, Chlor und Handschuhe gekauft, damit Schüler, Lehrer und Eltern mit einem sicheren Gefühl in den Rest des akademischen Jahrs starten können, dennoch sind die Klassenräume bisher nur halbvoll.

Unsere Schule hat keine eigenen Toiletten, sondern nur zwei Eimer, die einmal täglich geleert werden – nicht wirklich hygienisch. Da wir im letzten Jahr auch einige nicht zweckgebundene Spenden bekommen haben, erkundige ich mich momentan nach den Kosten für den Bau eines Toilettenhauses und einem Wasserzu- und -abfluss, um hygienebedingten Krankheiten wie Ebola, Cholera, Typhus und anderen entgegenzuwirken.


3) Start der Ebola-Impfkampagne

Anfang März ist der Testimpfstoff aus Kanada in Sierra Leone eingetroffen und nach einer ersten Testphase der Freiwilligen wird seit letzter Woche geimpft. Leider kenne ich niemanden, der sich für die Impfung gemeldet hat und auch im Radio und den anderen Medien hört man nichts darüber. Ich werte es als ein gutes Zeichen, denn wenn es Nebenwirkungen oder ähnliches gäbe, wäre das Geschrei gegen die Medizin der Weißen groß.


Auf unserer Facebookseite Salone Dreams findet ihr einige Fotos aus den letzten Wochen.

Hoffnungsvoll grüßt euch aus weiter Ferne,
Hanna