Newsletter Nr. 25





Liebe Leser,

endlich ist ein großer Schritt geschafft: Sierra Leone wurde am Samstag von der Weltgesundheitsorganisation frei vom Ebolavirus erklärt. In den letzten 42 Tagen gab es keinerlei Neuinfektionen mehr und auch in den Wochen zuvor gab es nur noch einzelne, isolierte Fälle. Vollständige Entwarnung ist das leider noch nicht, denn in Guinea gibt es weiterhin Fälle und die ursprüngliche Quelle des Epidemieausbruchs, die Überträgertiere wie Flughunde und einige Affenarten, sind weiterhin in der Region. Das zeigt unser letzter Fall in Sierra Leone, für den es immer noch keinerlei Informationen zur Infektionsquelle gibt, die Patientin könnte sich über den Kontakt mit den sogenannten Buschtieren oder deren Fäkalien angesteckt haben. Auch die Überlebenden, vor allem das Sperma der Männer, stellen weiterhin ein Ansteckungsrisiko und damit die Möglichkeit erneuter Ausbrüche dar. Viele vermuten, dass Ebola schon endemisch ist und wie Malaria, Typhus, Cholera und andere regionstypische Krankheiten immer wieder auftreten wird bzw. Ebola auch in den vergangenen Jahren schon in kleinen Ausbruchsherden auftrat, aber nicht erkannt wurde.

Unter den ausländischen NGO-Mitarbeitern gab es am Wochenende einige Feiern, unter vielen Einheimischen konnte sich aber keine richtige Freude breitmachen – Erleichterung schon, doch die Erinnerungen an die vielen schweren Monate sind erdrückend und auch die Zukunft ist nicht einfach. Für die vielen Waisen, die die Epidemie zurückgelassen hat, gibt es keine umfassende und schon gar keine langfristige Versorgungsstrategie und auch viele andere Probleme liegen brach. Dass es während der Epidemie auch Profiteure gab und so einiges an Geldern nicht ordnungsgemäß verwendet wurde, kommt immer deutlicher heraus. Leider wird die Aufklärungsarbeit von der Regierung und den Beamten verpolitisiert und bürokratisiert und kommt nicht voran. Auch das Gesundheitsversorgungssystem ist weiterhin gebrochen und es wird noch Jahrzehnte brauchen (wenn es überhaupt klappt) bis es eine vernünftige Grundversorgung für alle Bürger gibt.

Durch meine Arbeit bekomme ich viele Facetten des Lebens hier mit, für vieles reichen Worte nicht aus, um die Situationen adäquat beschreiben zu können und ich fühle mich oft ohnmächtig gegenüber der Übermacht der hier herrschenden Probleme. Den Blick auf wenige einzelne Menschen zu richten, die auch im Strudel der Probleme mitschwimmen, aber deren Leben ich beeinflussen kann, ist oft nicht einfach, aber nur so lässt es sich für mich überhaupt aushalten. Zum Beispiel die Waisen, die ich euch in einem der vorherigen Newsletter vorgestellt habe. Für alle Kinder habe ich Paten gefunden und ich weiß, dass die Unterstützung ihnen und ihren Familien Zuversicht gibt. Ich versuche stärkere persönliche Beziehungen zu den Kindern aufzubauen und ihnen Mut zu machen, sich weiter durchs Leben zu kämpfen. VIELEN DANK für euer Mittragen!

Unbeschreiblich ist auch die Dankbarkeit, die ich immer wieder und vor allem in letzter Zeit empfinde, in einem Land wie Deutschland aufgewachsen sein zu dürfen, in dem es so umfangreiche Netze gibt, die, auch wenn sie Löcher haben und nicht perfekt sind, vieles auffangen und keine so tiefen Stürze zulassen.


So grüße ich euch herzlich, auf bald,
Hanna